Lesen Sie: Mein Leben hat sich komplett verändert.
(rr) – Statistisch gesehen erleiden in Luxemburg jeden Tag fünf Menschen einen Hirnschlag. Für viele ändert sich ab diesem Zeitpunkt das Leben dramatisch und dauerhaft. Nach einem Schlaganfall stellen sich neue Fragen: Wie kann ich weiter in meiner Wohnung leben, wenn mir meine Hand nicht mehr gehorcht? Soll ich noch zu geselligen Treffen gehen, wenn niemand meine Sätze versteht? Wie steht es um meinen Job?
„Mein Leben hat sich nach dem Schlaganfall vor sieben Jahren komplett geändert“, sagt Chantal Keller, die Präsidentin der im Januar 2013 gegründeten Vereinigung „Blëtz“. Sie musste ihre Arbeit aufgeben, weil sie seither nicht mehr gut lesen und schreiben kann. Zuhause hilft ihr Mann ihr beim Schreiben, in der Asbl „Blëtz“ ist es Sekretärin Josette Wirion, die ihr hilfreich zur Seite steht. „Seit dem Schlaganfall habe ich jedes Jahr wieder Fortschritte gemacht. Nach drei Jahren bin ich wieder mit dem Auto gefahren, allerdings nur in Straßen, wo ich mich auskenne“, sagt Chantal Keller
Die Vereinigung „Blëtz“ wurde ins Leben gerufen, um Betroffene zu informieren, zu beraten und zu begleiten. Ihre Mitglieder rekrutieren sich ausschließlich aus Betroffenen oder Personen aus deren engstem Umkreis. Die Ziele von „Blëtz“ sind weit gefächert: Information und Prävention, Selbsthilfegruppen, Zusammenarbeit mit den zuständigen Ärzten und Paramedizinern, Förderung der wissenschaftlichen Forschung sowie Interessenvertretung der Betroffenen in allen gesellschaftlichen Bereichen. Die Vereinigung zählt derzeit 250 Mitglieder und nimmt regelmäßig an Veranstaltungen teil, um auf die Risikofaktoren des Hirnschlags aufmerksam zu machen. „Aufklärung ist sehr wichtig“, sagt Chantal Keller.
Die Symptome des Schlaganfalls werden durch die Lokalisation und die Größe des betroffenen Gehirngebietes bestimmt. Normalerweise treten die Symptome plötzlich auf, manchmal auch im Schlaf. Gleich zu Beginn schon können die Ausfälle ihr Maximum erreichen. Sie können sich aber auch über einige Minuten oder Stunden langsam entwickeln. Die häufigsten Symptome sind: Muskelschwäche, Gefühlsstörung, Sprachstörungen und Sehstörungen; andere Symptome sind Kopfschmerzen und Gleichgewichtsstörungen.
Wichtigster Faktor in der Akutbehandlung des Schlaganfalls ist die rasche Zuweisung in eine spezialisierte neurologische Krankenhauseinrichtung, eine „Stroke Unit“. Drei solcher „Stroke Units“ gibt es in luxemburgischen Krankenhäusern: in Ettelbrück, in Esch/Alzette und in Luxemburg-Stadt. Die Behandlung von Schlaganfallpatienten auf „Stroke Units“ verbindet die sofortige Notfalldiagnostik und -therapie mit der frühen Rehabilitation. Hierbei steht die interdisziplinäre Teamarbeit von Schlaganfallexperten, Pflegepersonal und Therapeuten im Vordergrund.
Um sich vor einem Schlaganfall zu schützen, sollte man folgende Maßnahmen beherzigen:
1. Den Zigarettenkonsum stoppen.
2. Erhöhten Blutdruck auf Normalwerte senken.
3. Kalorien- und fettreiche Nahrung vermeiden: Sie führt zur Steigerung des sogenannten schlechten LDL-Cholesterins.
4. Übergewicht vermeiden bzw. reduzieren.
5. Regelmäßig Obst, Gemüse und frische Salate essen.
6. Sich regelmäßig bewegen.
7. Übermässigen Alkoholkonsum vermeiden.
Zum Welttag des Schlaganfalls am 29. Oktober lädt die Vereinigung „Blëtz“ am Mittwoch von 19 bis 21 Uhr zu einer Veranstaltung im Bettemburger Schloss ein. Im Mittelpunkt des Abends steht das Thema „Wie können wir den Schlaganfall vermeiden – Hirnschlag und Risikofaktoren.“ Nach den jeweiligen Powerpoint-Vorträgen werden Dr. Dirk Ulbricht (Neurologe im Chem), Dr. Lotti Kirch (Kardiologin im CHL) und Dr. Danièle de la Hamette (Endokrinologin im CHK) Rede und Antwort stehen. Simultanübersetzung auf Luxemburgisch resp. Französisch.